Ich mag die Frage nach dem Lieblingskuchen ja so gar nicht. Ich frage andere Leute ja auch nicht nach den Lieblingsschuhen. Aber ok – taucht halt immer wieder auf. Auf Platz eins, zwei und drei: Marmorkuchen, Cheesecake und Apfelkuchen. Je nach Gemütslage die Schokolade auf Platz eins. Oder eben Cheesecake bzw. Apfelkuchen. Mein allerliebster Lieblingsapfelkuchen – ja, das weiß ich ganz genau – ist ein Original American Apple Pie. Zum ersten Mal in England gegessen. Schüleraustausch. 2005. Und seitdem nicht mehr vergessen. Im Gegenteil. Seitdem bin ich auf der Suche nach dem Original Rezept für Apple Pie. War nicht ganz einfach. Aber ich glaube, ich bin fündig geworden.
Apple Pie wirklich eine amerikanische Erfindung?
Apple Pie kommt aus Amerika –klar. Nein. So klar ist das gar nicht. Apple Pie ist zwar das inoffizielle Symbol Amerikas. Wurde aber das erste Mal im 14. Jahrhundert in England erwähnt. Und bahne sich erst danach seinen Weg in die USA – über Holland, Frankreich und Schweden. So amerikanisch ist der Apple Pie also gar nicht. Ist aber am bekanntesten. Nicht zuletzt wegen seines ganz eigenen Charakters: ein buttriger, blättriger Mürbeteig, darauf eine fruchtige Füllung, getoppt von weiterem Teig. Gerne serviert mit Schlagsahne oder Vanilleeis.
Der englische Apple Pie unterscheidet sich kaum zum amerikanischen Apple Pie. Er wird anders als der amerikanische Klassiker mit einem (ganzen) Deckel und nicht mit einer geflochtenen Decke getoppt. Der holländische Apfelkuchen sieht hingegen keine klassische (Teig-)Decke, sondern eine Streuseldecke vor. Hinzu kommen Gewürze wie Kardamom, Ingwer, Muskatnuss und Nelke sowie der typische Rohrzucker. Die französische Variante „Tarte Tatin“ kennt man. Kein Deckel, kein buttriger Mürbeteig, dafür ganz viel Karamell und eine umgedrehte Optik.
In 3 Schritten zur perfekten "Pie Crust"
Apple Pie ist nicht gleich Apple Pie. Glaub mir. Ich habe schon allerhand Apfelkuchen gegessen. Man mag jetzt meinen, dass die richtige Füllung einen guten Apple Pie ausmacht. Aber nein. Es ist der Teig bzw „the perfect Pie Crust“, der einen original Apple Pie von einem nachgemachten Apple Pie unterscheidet.
Zwei unterschiedliche Fette
Ich liebe Butter. Sowohl im Kuchen wie auch auf dem Brot. Bei mir gibt es zum Beispiel kein Käsebrot. Sondern ein Butterbrot mit Käse. Wie sich das beim Backen äußert? Butter statt Öl. Immer. Und nicht zu knapp. Einzige Ausnahme ist mein heiß geliebter Zitronenkuchen. Den bereite ich tatsächlich mit Öl zu. Und es scheint eine weitere Ausnahme zu geben: Apple Pie. In einen original Apple Pie gehören nämlich zwei unterschiedliche Fette. Butter für den Geschmack. Und Pflanzen- oder Schweinefett für die Konsistenz. Viele alte Rezepte rufen tatsächlich Schweinefett auf. Kein Scherz. Kenne ich ja auch von Omas Christstollen. Aber ich habe mich bewusst dagegen entschieden. Und greife stattdessen zum klassischen Pflanzenfett.
Kalte Zutaten
Du hast deine Zutaten zusammen? Perfekt! Dann kannst du Wasser, Butter und Pflanzenfett direkt 10 Minuten in den Froster packen. Warum? Na, weil kalte Zutaten essenziell für eine richtig gute „Pie Crust“ sind. Wichtig: Butter und Fett vorher in kleine Würfel schneiden. Sind beide einmal angefroren, lassen sie sich nur noch schwer zerkleinern. Bedeutet, dass du sie vor dem Verarbeiten antauen lassen müsstest. Und das wollen wir ja nicht.
Schnell arbeiten
Wasser, Butter und Fett sind im Froster? Dann vermenge jetzt schon mal die restlichen Zutaten miteinander. Denn sobald du das Dreiergespann aus dem Froster holst, muss es schnell gehen. Bedeutet für dich Butter und Fett sofort in das Mehl einarbeiten. Aber nur so lange, bis sich Mehl und Fett ganz leicht miteinander verbunden haben. Das Wasser dazugeben und noch einmal alles miteinander vermischen. Es soll kein homogener Teig entstehen. Es reicht, wenn die Zutaten gerade eben so zusammenhalten. Denn nur so entsteht eine buttrige, blättrige Kruste.
Ich arbeite am liebsten mit den Fingern bzw. Fingerspitzen. Du kannst natürlich auch die Küchenmaschine nehmen. Vor allem wenn es 30 Grad und deine Hände dementsprechend warm sind.
Das Herzstück. Oder die Füllung
Die Füllung für deinen Pie ist schnell gemacht. Hauptzutat sind Äpfel – klar. Am besten zu Kochäpfeln greifen. Ja, die heißen wirklich so. Kochäpfel schmecken im rohen Zustand leicht säuerlich, entfalten beim Erhitzen aber ihr volles Aroma. Grundsätzlich sollten deine Äpfel ein festes, aber nicht zu saftiges Fruchtfleisch haben. So fallen sie beim Backen nicht auseinander oder geben zu viel Flüssigkeit ab. Meine Top drei: Boskop, Jonagold oder Elstar.
Darüber hinaus brauchst du noch Zucker – je nach Süße der Äpfel. Zimt – in Amerika das ganze Jahr über beliebt. Zitronensaft. Und Stärke. Alles miteinander vermengen. Fertig. Auch lecker? Eine Füllung mit Kirschen. Also ein Cherry Pie. Besonders im Sommer. Hüpf doch mal zum Rezept rüber.
Das Rezept für deinen Apple Pie
Die geflochtene Decke plus 4 Alternativen
Ein echter Apple Pie braucht eine Decke. Aber einfach so drauflegen? Ist (theoretisch) möglich. Und wird vor allem in England so gemacht. Mein persönlicher Favorit ist aber die geflochtene Decke. Zu Weihnachten mag ich auch ausgestochene Sterne ganz gerne. Wie das mit dem Flechten geht und wie du deinen Pie sonst noch dekorieren kannst, das zeige ich dir jetzt.
Die geflochtene Decke
Der amerikanische Apple Pie kommt mit einer geflochtenen Decke daher. Ist ja auch ganz einfach gemacht. Glaubst du nicht? Dann überzeug dich selbst. Ich zeige dir Schritt für Schritt, wie du deinen Teig über deine Äpfel spannst:
Schritt 1: Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche ausrollen und in 2 cm breite Streifen schneiden.
Schritt 2: Zwei Teigstreifen als Kreuz mittig auf den Pie legen.
Schritt 3: Querstreifen um weitere Querstreifen ergänzen, dabei abwechselnd über und unter den horizontalen Streifen legen.
Schritt 4: Jeden zweiten Streifen bis zur Hälfte nach oben klappen und horizontale Streifen auf den Pie liegen.
Schritt 5: Mit anderer Hälfte genauso verfahren.
Vier weitere Ideen für deine Decke
In neun von zehn Fällen bekommt mein Apple Pie eine geflochtene Decke. Im zehnten Fall – das war im letzten Winter – habe ich meinem Apple Pie eine Decke aus Sternen verpasst. Der Saison entsprechend. Wie ich meinen zwanzigsten Pie, vielleicht aber auch schon meinen zwölften Pie dekoriere? Das siehst du hier. Vielleicht ist ja auch etwas für dich dabei.
Apple Pie für Alle!
Ich weiß, was es heißt, auf Kuchen und Kekse zu verzichten. Ich musste mich vor drei Jahren eine ganze Zeit lang glutenfrei ernähren. Einfach mal so einen Kuchen backen ist da nicht. Denkste. Man muss nur wissen wie. Und das gilt auch für diejenigen, die sich vegan ernähren.
Glutenfreier Apple Pie
Für die glutenfreie Variante musst du das klassische Weizenmehl durch ein glutenfreies Mehl ersetzen. Ich setze dabei auf eine Kombination aus Reismehl, Tapiokamehl und Kartoffelstärke. Findest du alles im Bioladen oder im gut sortierten Supermarkt. Da die Mehle etwas saugfähiger sind, musst du gegebenenfalls noch etwas Wasser dazugeben. Für einen glutenfreien Apple Pie brauchst du:
- 280 g Reismehl
- 85 g Kartoffelstärke
- 35 g Tapiokamehl
Veganer Apple Pie
So leicht wie mit dem glutenfreien Apple Pie, geht das auch mit dem veganen Apple Pie. Statt Butter kommen einfach (insgesamt) 315 g Pflanzenfett in den Teig. Wenn du zwei verschiedene Sorten findest - super. Wenn nicht, auch nicht schlimm. Du solltest das Fett aber auf jeden Fall vor dem Verarbeiten in das Tiefkühlfach geben. Gerne auch ein paar Minuten länger. Pflanzenfett friert nicht so schnell wie Butter.